Es ist tatsächlich spannend für einen Autor, der mehr als zwanzig Jahre lang über mechanische Armbanduhren schreibt, zwei Stunden lang in einem ziemlich dunklen Weinkeller in der Kölner Altstadt mit dreißig potenziellen Uhrenkäufern eingeschlossen zu sein. Nicht nur wegen der seltenen Weine, die man gemeinsam verköstigen durfte – darunter ein Bordeaux aus dem Jahr 1988 – sondern weil spätestens nach dem dritten Glas so ziemlich jeder Anwesende beginnt, offen über die wahren Beweggründe seiner Sammelleidenschaft zu sprechen. Für mich bis heute das Faszinierende bei feiner Mechanik: Die Beweggründe der Sammler. Klar ist: Um nur die Zeit abzulesen zu können, müsste niemand wie in diesem Fall 29.100 Euro ausgeben.
Der etwas andere Recap zur Vorstellung der siebten Wempe Signature Collection
Willkommen beim etwas anderen Recap der Vorstellung der siebten Wempe Signature Collection. Dieses Mal geht es um den Launch von Wempe in Zusammenarbeit mit einer außergewöhnlichen und gleichzeitig sehr jungen Manufaktur, Parmigiani aus Fleurier im Schweizer Jura. Wer die auf 25 Exemplare limitierte Parmigiani Fleurier Tonda PF Microrotor im Detail erklärt haben möchte, liest gerne hier den News-Artikel meiner Kollegin Emilia. 25 Exemplare lautet das Stichwort. Es ist die erste Frage, die mir am Tisch gestellt wird: Ist das eine gute Limitierung?
Sie suchen etwas wirklich Seltenes?
Einen Schritt zurück. Am Nachmittag hatte ich zusammen mit dem Berliner Ausnahmefotografen Ragnar Schmuck ausreichend Zeit, die Uhr mit Mikrorotor und Platinlünette zwei Stunden in einem ganz anderen Kellergeschoss am Arm zu tragen, und zwar dem der Wempe Niederlassung in Köln. Auch wenn manch einer dieses Interior vielleicht für gewöhnungsbedürftig hält, wir benötigen zum einen einen Raum mit Tageslicht, besonders für dieses Modell, bei dem es wirklich auf kleinste Details ankommt. Dazu später mehr. Zum anderen passt er perfekt zur Uhr: Auch dieser „Keller“ ist etwas extrem Seltenes: Als Wempe vor einigen Jahren begann, seine Niederlassung im Stollwerck-Haus in der Rheinmetropole mit der Architektin Anna Nicolas zu renovieren, kam bei den Restaurierungsarbeiten ein einzigartiges, historisches Retail-Design zum Vorschein. Es stammt aus der Feder von Architektur-Ikone Ettore Sottsass, dem Mitbegründer der Memphis-Gruppe.
Eine Zeitreise ins Interior Design der Achtziger Jahre
Während Sottsass Gebäude, Möbel und Interieurs entwarf, die ein Aufbegehren gegen den Funktionalismus der Moderne des 20. Jahrhunderts darstellen, hätte mein Kleiderschrank im Vorfeld beinahe auch aufbegehrt: Was trägt man zu schwarz-weiß gesprenkeltem Terrazzo, der sich vom Boden bis zur Decke zieht, kontrastiert mit Glaskacheln in Türkis und gelben Einbaumöbeln? Ich tat mein Bestes in Sachen Colour- Blocking, ohne der Uhr die Schau stehlen zu wollen. Ich kann alle deutschen Leser beruhigen, ich trug nichts von Esprit, jener deutsche Einstiegs-Bekleidungskette, für die der Designer und Architekt 1986 diese mutigen Verkaufsflächen entwarf.
Los geht es mit der Zeitreise: Die Konferenz- und Aufenthaltsräume inklusive einer Küche im Untergeschoss dienen heute als Eventfläche. Der Weg hinab führt durch ein Treppenhaus, das von einem anderen Architekten (Shuji Hisada) entworfen wurde. Eine M.C. Escher-Zeichnung zum Begehen. Eine verrückte Showbühnentreppe? Egal, Bühne frei für ein ganz besonderes Modell der Parmigiani Tonda PF!
So gut wie jeder Sammler sucht Einzigartiges
Zurück zur Frage: Sind 25 Exemplare eine gute Limitierung? Die Frage ist verständlich. Ich kenne eigentlich niemanden, dem es egal wäre, ob eine Uhr, die er kauft, ein Massenprodukt oder etwas Einmaliges ist. Das ist nicht nur Ausdruck einer hochindividualisierten Wohlstandsgesellschaft, in der sich immer mehr Menschen ihren Charakter mit etwas Seltenem unterstreichen möchten. Seltene Produkte, mit denen man sich umgibt, vermittelt automatisch auch eine gewisse Kennerschaft. In der Preisklasse der Wempe Signature x Parmigiani Fleurier bewegen sich zudem oft Unternehmerpersönlichkeiten. Herausstehen aus der Masse ist für sie selbstverständlich, oft gepaart mit einer gesunden Portion Geltungsbewusstsein. Unternehmer sind aber auch kritische Geister. Und werden extrem kritisch, wenn es um den Kauf einer bislang nur eingeweihten bekannten Manufakturmarke geht. Was kann Parmigiani also?
Wie gut ist Parmigiani Fleurier?
Damit kommen wir zur zweiten Frage des Abends: Ist Parmigiani Fleurier eine Sammlermarke? Die Antwort beantworte ich mit einer Gegenfrage: Von welchem Zeithorizont sprechen wir? Dazu kommen wie gerufen zwei Männer die Treppe hinunter: Der eine ist der Kölner Wempe-Geschäftsführer Jochen Siemer, der andere Benoit Lecigne, Vertriebschef der EMEA-Region von Parmigiani. Beide sind lange im Geschäft. Benoit so lange, dass er früher einmal für die Luxus-Handy-Marke VERTU arbeitete (ältere Semester werden sich erinnern, das war vor dem Iphone das teuerste Tastentelefon der Welt).
Uhren von Parmigiani gibt es seit 28 Jahren
Benoit beantwortet die Frage nach der Sammlermarke so: „Parmigiani wurde 1996 gegründet. Das ist im Sinne der Uhrmacherei, die in Zeiträumen von Jahrhunderten denkt, gerade mal erwachsen. Dennoch erfüllen wir alle Voraussetzungen in Zukunft ganz oben mitzuspielen. Denn die 28-jährige Geschichte von Parmigiani Fleurier ist bereits von vielen Höhepunkten geprägt.“
Für alle, die diese Höhepunkte nicht kennen, sei hier kurz erwähnt: 1976 gründete der Uhrmacher Michel Parmigiani das Atelier „Mesure et Art du Temps“, um antike Zeitmesser zu restaurieren. Mit Arbeiten an bedeutenden Uhren unter anderem aus dem Patek-Philippe-Museum erlangte er internationales Ansehen. 1996 wurde Parmigiani Fleurier unter der Schirmherrschaft der Sandoz-Familienstiftung gegründet und gehört ihr bis heute. Die ersten Uhren, wie die Toric QP Retrograde und die Kalpa Hebdomadaire, wurden 1996 vorgestellt. Vor 25 Jahren begann Parmigiani Fleurier sich zur vollwertigen, vertikalen Manufaktur zu entwickeln, was 2001 durch die Übernahme der Firmen Atokalpa und Elwin vorangetrieben wurde. 2003 gründete man Vaucher Manufacture Fleurier, um eigene Uhrwerke zu entwickeln. In derselben Manufaktur lassen übrigens Richard Mille und Hermès Uhrwerke herstellen. 2005 folgte der Zifferblatthersteller Quadrance et Habillage. So erreicht Parmigiani heute eine Fertigungstiefe von über 90 Prozent. Von Werksplatinen über Ankerhemmungen, Schrauben, Zahntriebe bis hin zum kompliziertesten Bauteil, den Unruhspiralen, fertigt man alles inhouse. Wempe-Niederlassungsleiter Jochen Siemer ergänzt: „Parmigiani ist heute als eine der ganz wenigen Manufakturen weltweit in der Lage, jede denkbare Komplikation herzustellen. Wir sind daher sehr stolz auf diese Zusammenarbeit.“
Seit 2016 baut Parmigiani eigene Chronographenwerke
Dem kann ich nur zustimmen: Mit innovativen Modellen wie der Tonda Hémisphères und dem 30-Sekunden-Tourbillon etabliert sich Parmigiani Fleurier in der Haute Horlogerie. 2010 wird die erste Tonda 1950 anlässlich von Michel Parmigianis 60. Geburtstag präsentiert, gefolgt von kleinen Meisterwerken wie der Ovale Pantographe und der Tonda 1950 Tourbillon. 2016 folgt der für viele Sammler wichtigste Meilenstein: Man präsentiert den ersten integrierten Chronographen. Und mit der Einführung der Tonda PF-Kollektion 2021 anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Marke und der Ernennung von Guido Terreni, dem ehemaligen Präsidenten von Bulgari, zum CEO wird die Tradition und das Erbe von Michel Parmigiani weitergeführt. Meine persönliche Meinung: Heute verkörpert Parmigiani Raffinesse und Handwerkskunst wie kaum eine andere Schweizer Uhrenmanufaktur.
Wie viele Exemplare sind eine gute Limitierung bei Uhren?
Die dritte Frage später am Abend im Weinkeller folgte nach ein paar Gläsern Rotwein, deren Jahrgang ich vergessen habe: Was ist eine gute Limitierung bei Armbanduhren?
Diese Frage wird oft gestellt und leider kann sie kein Experte wirklich richtig oder falsch beantworten. Die einfachste Antwort lautet: Die ultimative Limitierung ist ein Einzelstück. Es ist nicht mal erforderlich, dass dieses Modell ursprünglich als limitierte Uhr vorgestellt wurde, um wertvoll zu werden. Bei der Rolex Daytona von Paul Newman, immerhin die wertvollste in Serie produzierte Armbanduhr der Welt (die Patek Philippe Grandmaster Chime Ref. 6300A-010 als teuerste Armbanduhr jemals war ein Einzelstück), handelt es sich um eine Serienuhr in Edelstahl. Sie wurde etwa 3000 Mal hergestellt, aber zum Einzelstück durch eine besondere Gravur und eine einzigartige Geschichte.
Wie trägt sich die Parmigiani Tonda PF Microrotor?
Während des Shoots habe ich mehrfach beim An- und Ablegen die Gelegenheit, das Modell genauer in Augenschein zu nehmen. Für die Wempe Signature Collection besteht die Schwungmasse aus massivem Roségold anstatt wie üblich bei Parmigiani aus Platin. Aus dem dezentesten der Edelmetalle bleibt weiterhin die gerändelte Lünette, um die Gefahr von Kratzern zu reduzieren. Die Finissierung des Werkes ist facettenreich wie herausragend: Genfer Streifen wechseln sich mit aufwendigen Hand-Perlierungen, spiegelpolierten Schrauben und anglierten Brücken ab. Das erwartet man zwar von einer Manufaktur, die ihre Werke selbst entwickelt und herstellt, dennoch besteht die Kunst, ein harmonisches Ganzes zu erzeugen. Das ist bei Werken von Parmigiani hervorragend gelungen.
Das Zifferblatt: Handarbeit der Extraklasse
Und das wird besonders beim Zifferblatt deutlich. Das ist nicht nur von Hand gefertigt mit einer wunderbar feinen Grain d’Orge- Guilloche, sondern das Zifferblattdesign aus mattem Anthrazit und polierten Roségold-Indizes und Zeigern bleibt der Tonda PF Micro-Rotor aus der Wempe Signature Collection vorbehalten. Für Laien scheint das ein winziges Detail, aber diese Zweifarbigkeit verleiht der Uhr ihre Einzigartigkeit. Einmalig ist tatsächlich auch der Tragekomfort. Mit einer Höhe von nur 7,8 Millimetern (hier zahlt sich aus, auf ein Inhouse-Werk mit Microrotor zurückgreifen zu können) passt die Uhr zudem hervorragend unter jede Manschette. Für überdurchschnittlich hohen Tragekomfort sorgen zusätzlich die abgerundeten Gehäuseprofile und tiefer gezogene Bandanstöße.
Was ist eine schlechte Limitierung?
Zurück zum Weinabend. Die vierte Frage der Gäste lautete: Was ist die schlechteste Limitierung? Nun, nicht zwingend ein unlimitiertes Serienmodell. Sonst hätte die oben erwähnte Paul Newman Daytona den Auktionspreis von 15,6 Millionen Euro nie erreicht. Jede Uhr kann also sehr wertvoll werden, vor allem durch die Berühmtheit der Person, die sie trug. Und zur Erinnerung für Fans der Marke aus Genf: Rolex hat bis heute noch nie Uhren limitiert. Ja, es gibt Off-Katalog-Modelle, aber ausgenommen von bestimmten, zum Beispiel früher von Armeen oder Firmen bestellten Modellen, waren und sind das alles Kleinserien.
Credit © Phillips
Was ist der Unterschied zwischen Limitierung und Kleinserie?
Wie sieht es nun mit den 25 Exemplaren der Parmigiani Tonda von Wempe aus? Natürlich handelt es sich hierbei um eine Kleinserie, eine sogenannte Edition. Solche Modelle werden nur zu dem Zweck gebaut, ein bestimmtes Thema, einen Anlass oder ein Produkt zu feiern: 50 Jahre Royal Oak wie 2022, 150 Jahre Piaget wie dieses Jahr. Ein Händler wie Wempe und eine Manufaktur wie Parmigiani können theoretisch jederzeit ihrer guten Zusammenarbeit Ausdruck verleihen und so ein Modell lancieren. Das macht es komplizierter für Sammler.
Lokale Edition oder globale Edition?
Bei den Editionen gibt es allerdings zwei entscheidende Unterschiede: Globale Editionen oder lokale Boutique-Editionen. Immer mehr Firmen neigen dazu, für ihre Monobrand-Boutiquen firmeninterne Editionen aufzulegen, um Kunden in die eigenen Boutiquen zu locken. So kommen die zahlreichen, teils streng „limitierten“ Boutique-Editionen zustande. Eine Tokyo-Boutique-Only-Edition ist natürlich Marketing. Kann sie wertvoll werden? Nicht zwingend, aber wenn sie für den Käufer einen besonderen Moment im Leben markiert, wird sie emotional wertvoll. Den Rest muss der Träger schon selbst bewerkstelligen und Staatspräsident, Schauspieler oder Popstar werden. Die Wempe Signature x Parmigiani ist eine globale Edition und sie ist in allen Wempe-Niederlassungen mit Parmigiani Fleurier Konzession und auf wempe.com erhältlich.
Woher stammt das Design der Wempe Signature x Parmigiani?
Dazu konnte ich im Vorfeld mit der Wempe-Chefin sprechen. Als Inspiration dienten die Wünsche der Kundschaft: Gender- und generationsübergreifend sollte der Zeitmesser sein, vielseitig einsetzbar und sich von gängigen Vintage-Looks distanzieren. Kim-Eva Wempe sagt: „In einer Welt der oft lauten Statements steigt das Bedürfnis nach diskretem Auftreten.“ Sie führt weiter aus: „Wer Stil besitzt, ist leise.“ Bei dieser Uhr hat ein zudem ein erfahrenes Wempe Team das Design zusammen mit Parmigiani Fleurier entwickelt: Bernhard Stoll, CEO der Wempe Watch Division, und der Frankfurter Niederlassungsleiter und Experte Uwe Beckmann kreierten die Tonda PF Microrotor.
Was man von Kollaborationen als Sammler erwarten kann
Neuerdings sieht man vermehrt sogenannte globale Colab-Editionen, zu denen die Wempe Signature Reihe zählt. An dieser Form Zusammenarbeit ist nichts neu. Es sind ganze Bücher über die Zusammenarbeit von Juwelieren mit Marken entstanden. Wie wir in unserem Artikel zur Wempe Signature Edition mit Girard Perregaux geschrieben haben: Auch Wempe kann bei sogenannten Double Signed Uhren (hierbei müssen beide Firmennamen auf dem Zifferblatt stehen) absolut Außergewöhnliches vorweisen.
Sind fortlaufende Nummerierungen besser?
Kommen wir zu den weiteren Fragen der Gäste, die sich während des Weintastings unabhängig vom Alkoholpegel zunehmend beeindruckt zeigen über den kompromisslosen Tragekomfort der Parmigiani Tonda PF. Dreht man die Uhr nach dem Ablegen auf die Rückseite, werde ich von einem Gast auf ein Detail angesprochen: Müssen limitierte Modelle unbedingt durchnummeriert sein? Reicht es aus, wenn auf dem Gehäuseboden steht: One out of 25 wie bei dieser Uhr?
Aufwändig, aber nicht automatisch wertsteigernd
Eine Durchnummerierung ist aufwändig und bei einer Editionsuhr wie dieser auch nicht unbedingt wertsteigernd. Es machen sehr wenige Firmen, was als Argument dienen könnte, dass es genau deshalb wiederum wirklich selten sei. So schön es auch ist, seinen Geburtstag, seine Glückszahl oder seine ganze Uhrensammlung mit einer Zahl zu feiern (solche Sammler gibt es wirklich), warum es immer weniger Firmen machen, hat einen trivialen Grund: Wenn eine Uhrenfirma weltweit Produkte verkauft und zum Beispiel fünf Uhren zu Wempe nach New York schickt, sagen wir die Nummern 1-5, aber ein Kunde in New York will unbedingt die 25, weil das wie in meinem Fall der Tag seines Geburtstages ist, steht der Händler vor einem Problem: Die Uhr müsste aus einer anderen Niederlassung ausgebucht werden, die Einfuhrsteuern rückabgewickelt werden, abgesehen davon, dass die Uhr noch mal mit einem Wertkurier um die halbe Welt reisen müsste.
Die wichtigste Frage. Sind 25 Exemplare eine gute Limitierung?
Die vorletzte Frage an diesem launigen Abend lautet: Wie ist es nun mit der Anzahl, sind 25 Exemplare besonders gut? Ist diese niedrige Limitierung werterhaltend? Auf jeden Fall. Ist sie sofort wertsteigernd? Nein, die Uhr ist ja soeben erst im Verkauf. Auch wenn der Hype der vergangenen Jahre um einige Modelle uns das Gegenteil beweisen wollte, die Realität ist: Auch Ausnahmeuhren verdoppeln sich in der Regel nicht über Nacht an Wert.
Die Stückzahl im Verhältnis zur Jahresproduktion
Stückzahlen von limitierten Editionen sollte man als Kunde, der auf Seltenheit Wert legt, dann schon eher im Zusammenhang mit der Jahresproduktion eines Herstellers ins Verhältnis setzen. Ein Rechenbeispiel: Rolex produziert im Jahr zirka eine Million Uhren, Patek Philippe rund 70.000, A. Lange & Söhne zirka 5500. Und Parmigiani? Die Schätzungen liegen bei zirka 2500-3500 Uhren pro Jahr. Also ist es per se unwahrscheinlicher, den Träger einer identischen Parmigiani zu treffen als einen Patek-Philippe-Käufer, auch wenn das nichts mit dem Wert einer Uhr zu tun hat. Und theoretisch will niemand One out of a Million sein, aber dennoch liebt die Welt Rolex-Uhren (und der Autor gehört dazu).
Gibt es wenigstens Anhaltspunkte für eine gute Limitierung?
Für alle, die am Ende absolute Antworten brauchen: Gibt es dennoch Anhaltspunkte? Aus dem Nähkästchen geplaudert: Unter Sammlern gelten 10er, 25er und 50er Limitierungen bei Editionen als prinzipiell selten. Ein Hersteller muss einen großen Aufwand betreiben, eine Uhr nur in solchen Kleinserien zu produzieren und dann nie wieder. Es kommt auf den Hersteller an, aber bei solchen Limitierungen kommen die Zulieferer an die Grenzen der Wirtschaftlichkeit, da mechanische Uhren üblicherweise in Losgrößen von 50 aufwärts bis hin zu mehreren hundert Exemplare produziert werden. Bei Editionen von 5 Exemplaren ist es häufig so, dass die wenigen glücklichen Kunden nicht selten sogar Einfluss auf das Design nehmen können. Man kann sie wie Einzelstücke betrachten.
Die magische Grenze nach unten liegt bei 100 Exemplaren
100 lautet für Sammler oft die magische Grenze bei Limitierungen. Ab 100 Exemplaren geht man eher von Serien aus. Serien haben ihren Wert, denn auch die Paul Newman war, wie oben erwähnt, Teil einer solchen Serie. Aber über den Sammlerwert der meisten Uhren entscheiden eh nicht die Erstkäufer, sondern oft Jahrzehnte später die kommende Generation. Sammlertrends verändern sich so wie bestimmte Details einer Serie, die es in einem Jahr noch gibt und eins später nicht mehr. Auch die Alterung bestimmter Elemente auf dem Zifferblatt oder des Blattes selbst kann einen großen Unterschied ausmachen.
Was bedeutet „limitiert“ bei Uhren wirklich?
Abschließend sei gesagt: Die echte Limitierung im klassischen Wortsinn heißt eigentlich, die Produktion des Produktes wurde beendet. Es wird dieses Produkt neu so nie wieder geben und es kann auch gar nicht wiederhergestellt werden, da die Maschinen andere sind, ein neues Uhrwerk verbaut wird oder die Werkzeuge schlicht nicht mehr existieren.
Seltene Uhren: Der heilige Gral der Sammlergemeinde
Keine Frage: Seltene Modelle oder wirkliche Limitierungen sind so etwas wie der heilige Gral der Sammlergemeinde. Ein Großteil der Motivation für viele sammelnde Menschen besteht darin, so nah wie möglich an ultimative Limitierungen bei Armbanduhren heranzukommen. Am einfachsten wäre es vielleicht, nur Modelle zu kaufen, die ein berühmter Schauspieler oder Popstar trägt. Instagram ist übervoll von sogenannten Watchspottern. Mit Geschmack hat das nur nicht viel zu tun, mit Individualität nur dann, wenn man unbedingt die Uhr seines Idols tragen möchte.
Werden Uhren von Parmigiani an Wert gewinnen?
Meine persönliche Meinung: Sollten alle Wempe-Signature-Parmigianis verkauft werden, Parmigiani in den nächsten Dekaden weiterhin so massiv in seine Manufaktur und Bekanntheit investieren und an ikonischen Designs wie das der Tonda PF Microrotor festhalten, dann ist so gut wie sicher, dass diese Uhren im Wert steigen. Sammlergespür zu beweisen, bedeutet auch, etwas gekauft zu haben, solange die Stückzahlen niedrig sind und noch nicht alle auf den Zug aufgesprungen sind.
Für wen ist diese Wempe Signature Parmigiani?
Und bis dahin? Ist die Wempe Signature Collection x Parmigiani ein Modell für Menschen, die eben genau nicht dafür erkannt werden wollen, welche Werte sie am Arm tragen. Sie müssen niemandem mehr beweisen, dass sie sich eine Nautilus, eine Royal Oak oder Rolex Daytona leisten können oder Zugang zu diesen Marken haben. Ich spreche von Menschen, die ihrem eigenen Geschmack vertrauen und die Wertsteigerung ihrem Aktienportfolio überlassen.
Uhrendesign, nach vorne gedacht
Was mich am meisten beeindruckt hat an diesem Nachmittag und Abend in Köln? Die Tonda PF ist die perfekte Symbiose von Feinuhrmacherei und State-of-the-Art-Design. Sie interpretiert den Look der berühmtesten Uhrenkategorie des 20. Jahrhunderts, der Stahl-Sportuhren, und weist dennoch in vielen Details auf die Zukunft der Uhrengestaltung hin. Das Design zelebriert die Kunst des Weglassens, ohne dabei gezwungen minimalistisch zu wirken. Die 25 Exemplare feiern eine besondere Beziehung zwischen einem unabhängigen Luxusuhrenhändler und einer unabhängigen Marke, die Stil zu zelebrieren wissen.
Einer von 25 Menschen weltweit
Ich würde mal tippen: Einer von nur 25 Menschen auf der Welt zu sein, die diese Werte teilen, reicht den Interessenten einer Tonda PF bei Wempe vollkommen aus, um sie zu kaufen. Ich mag an Parmigiani, dass die Marke nach vorne schaut, nicht zurück. So spannend sie auch sind, aber wir brauchen keine Toolwatch-Designs von 1960 mehr, um damit den Mount Everest zu besteigen. Wir haben das Jetset-Zeitalter gottseidank hinter uns gelassen. Mechanische Errungenschaften müssen nicht mehr herausschreien: Seht her: Ich habe Geld.
Parmigiani zelebriert mechanische Poesie fürs Handgelenk
Parmigiani zelebriert vielleicht wie keine andere Uhrenmarke eine Gegenwart, in der für Sammler mechanische Armbanduhren etwas Praktisches bleiben und dennoch zutiefst Poetisches sind: Kunstobjekte am Arm, die uns überdauern und im besten Fall eine ganz persönliche Geschichte des Trägers für die nächste Generation bewahren. Und wenn sie dann richtig wertvoll werden, freuen sich kommende Generationen eben mit.
Die perfekte Stahluhr fürs Leben
Die elegante und sportliche Tonda PF von Parmigiani und Wempe verkörpert für mich den uhrmacherischen Aufbruch ins 21. Jahrhundert. Sie führt das, was berühmte Designer wie Gerald Genta in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts begannen, weiter: Den Glauben an eine bessere Zukunft. Wenn ich nur eine Uhr besitzen dürfte, die Parmigiani Tonda PF käme in der engeren Auswahl: Da ich die Familie Wempe sehr schätze, wäre diese Edition ideal. Sie ist die perfekte Stahluhr fürs Leben: Mehr Uhr braucht man nicht, weniger möchte man nicht.