Die Verantwortlichen der New Yorker Parson School of Design werden sich im Nachhinein geärgert haben, dass sie 2004 eine Bewerbung eines gewissen Matthew M. Williams ablehnten. Heute könnten sie mit einem weiteren großen Namen in ihrer Hall of Fame der renommierten Designschule, neben Modegiganten wie Tom Ford, Marc Jacobs, Donna Karan oder Alexander Wang aufwarten. Denn trotz der Absage und fehlender Modeausbildung hat es der Amerikaner und Autodidakt Matthew Williams geschafft, einer der wichtigsten Designer der heutigen Modekultur zu werden.
Matthew M. Williams
2015 gründete er sein eigenes Label „1017 ALYX 9SM“, benannt nach seiner älteren Tochter Alyx. 2020 wurde Williams zum Creative Director des Paris Haute Couture Modehauses Givenchy ernannt, dessen Kleider dem ein oder anderen vielleicht noch als „kleines Schwarzes“ von Audrey Hepburn in Frühstück bei Tiffany in Erinnerung geblieben sind. Williams hat den Ruf, funktionale aber auch martialische Designs zu entwerfen und eine Obsession für innovative Stoffe und Materialien zu haben. Welche Uhrenmarke könnte also besser zu ihm passen als Audemars Piguet, mit der Williams nun eine limitierte Kollektion lanciert hat. Ganz neu ist das Design allerdings nicht.
Audemars Piguet Royal Oak „1017 ALYX 9SM„
Warum Matthew Williams
Was macht Matthew Williams so interessant für ein Uhrenhaus wie Audemars Piguet? Neben seiner Obsession für Funktionalität und Materialien vor allem auch die Tatsache, dass Williams mit seinen jungen, urbanen Designs seiner Marke „1017 ALYX 9SM“ die Zielgruppe der Gen-Z und Millennials anspricht, die auch AP erreichen möchte. Williams ist in Kalifornien aufgewachsen und interessierte sich schon in jungen Jahren für die Street-Culture und Musikszene. Mit gerade 21 Jahren kreierte er als self-taught Stylist und Kostümdesigner eine Jacke für Kanye West für seinen Auftritt bei den Grammy Awards. Ein paar Jahre später entwarf er Kostüme für Lady Gaga und gründete mit Virgil Abloh (2021 verstorben) und Heron Preston das Streetwear Kollektiv „Been Trill“. Preston legte kürzlich erst als Gast-DJ bei einer Charity-Veranstaltung von Audemars Piguet in Dubai auf. Es zeigt, wie umtriebig der Uhrmacher bereits in dieser so gehypten Streetwear Szene ist, die seit vielen Jahren die konventionelle Mode umkrempelt und dominiert.
Im Oktober 2019 postete Matthew Williams auf seinem Instagram Account eine noch nie dagewesene Royal Oak. Es handelte sich um eine extra für ihn vom Pariser Uhren-Customizer MAD Paris entworfene Stahl-Royal-Oak mit einem puristischen Zifferblatt aus Edelstahl, drei Zeigern und einem Datumsfenster. Auf dem Zifferblatt ist der Schriftzug seines Labels „1017 ALYX 9SM“ zu sehen. 40 Stück wurden produziert. 2021 dann der nächste Streich, als Williams wieder zusammen mit MAD Paris eine limitierte Royal Oak entwirft – dieses Mal aus Rosé- und Gelbgold und exklusiv vertrieben über Browns in London.
MAD 1017 ALYX 9SM Royal Oak in Edelstahl, Roségold und Gelbgold aus dem Jahr 2021
Fotocredit © MAD-Paris.com
Nun nimmt es AP selber in die Hand. Es ist ein smarter Schachzug, sowohl die junge Zielgruppe anzuzapfen, als auch selber ein Stück vom Kuchen abzubekommen und natürlich auch, es selber zu machen, um sicher zu gehen, dass die Qualität auf dem Level ist, wie man es gewohnt ist. Denn obwohl es offizielle Zusammenarbeiten zwischen Customizern und Uhrenmarken – siehe Zenith, Chopard oder TAG Heuer und Bamford – gibt, hatte Audemars Piguet bislang offiziell nicht die Finger mit im Spiel, was die Kreationen von MAD Paris für Matthew Williams angeht.
Vier neue Referenzen und ein Unikat
Mit der neuen Uhrenkollektion schlägt AP eine Brücke zwischen dem Urbanen-Fashion-Universum und der Welt der Haute Horlogerie. Zum ersten Mal überhaupt in der Geschichte von AP verschmelzen Royal Oak und Royal Oak Offshore zu einer Designsprache. Anders als der derbe, meist in schwarz gehaltene Look des Label 1017 ALYX 9SM mit seinen Gurten, Schnallen und Zippern, definieren sich die vier neuen Modelle durch ein klares, fast schon minimalistisches Design.
Audemars Piguet x Matthew M. Williams
Royal Oak und Royal Oak Offshore ‚1017 ALYX 9SM‘
Die Zifferblätter der vier Modelle bestehen komplett aus 18 Karat Gelb- oder Weißgold mit vertikaler Satinierung. Nicht einmal Stunden-Indexe sind zu sehen. Bei den beiden Royal Oak Modellen aus 18 Karat Gelbgold wurde sogar das Datumsfenster entfernt. Somit liegt der Fokus auf den Stunden, Minuten und Sekunden Zeigern – auch beim Chronographen sind lediglich die Zeiger der Chronographen-Zähler zu sehen. Die Signatur „Audemars Piguet“ wurde auf das Goldzifferblatt appliziert und der Schriftzug „1017 ALYX 9SM“ darauf beschichtet. Das Automatikmodell hat einen Gehäusedurchmesser von 37 mm und der Chronograph ein 41-mm-Gehäuse.
Die beiden Royal Oak Offshore Varianten sind als Chronographen mit 18 Karat Weißgold oder Gelbgold erhältlich. Der Gehäusedurchmesser beträgt jeweils 42 mm. Neben dem für die Offshore Kollektion eher wuchtigen Design lassen sich die beiden Modelle auch am Datumsfenster von den goldenen Royal Oak Ausführungen unterscheiden. Außerdem können sie auf ein schwarzes Kautschukarmband gewechselt werden.
Die Uhrwerke
Die Royal Oak Automatik läuft mit dem 2022 eingeführten Kaliber 5909 mit 60 Stunden Gangreserve. Der Royal Oak Chronograph wird vom Kaliber 4409 mit integriertem Chronographen angetrieben. Es besitzt einen Flyback-Chronographen und wurde bereits in der (Re)Master01 sowie in früheren Royal Oak Offshore Modellen verbaut. Es bietet eine Gangreserve von 70 Stunden.
Kaliber 5909
Die beiden Royal Oak Offshore Modelle laufen mit dem Kaliber 4404, ebenfalls mit integriertem Chronographen-Mechanismus und Flyback-Funktion. Es ist etwas höher gebaut wie das Kaliber 4409 und passt somit gut in das größere Gehäuse der Royal Oak Offshore. Die Schwungmasse wurde eigens für die limitierten Editionen entwickelt und bestehen aus 22 Karat Gelb- bzw. Weißgold mit einer Gravur „1017 ALYX 9SM“ sowie Angaben von Newtonmillimetern und Rotorgewicht – eine Anspielung auf die technischen Referenzen auf Williams typischen Schließen. Unter dem Saphirglasboden kommen außerdem die feinen Verzierungen wie Genfer Streifen, Perlagen, Sonnenschliff, Satinierungen sowie polierte Schrägen zum Vorschein.
Kaliber 4404
Ein Unikat für den guten Zweck
In einer Zeit, in der vermeintlich unkonventionelle Kooperationen zur Gewohnheit geworden sind, kann man bei dieser Kollaboration nicht von einem Coup sprechen, zumal sich das Design zu den mit MAD Paris entworfenen Stücken ähnelt. Dennoch ist die Kollektion stimmig und äußerst gelungen, weil hier zwei Welten aufeinandertreffen, die auf kompromisslose Handwerkskunst höchsten Wert legen und jeder für sich Meister seines Fachs ist. Was daraus entstehen kann, zeigen die vier neuen Modelle eindrucksvoll. Beide Marken sind so begehrt, dass sich die Zeitmesser mit Sicherheit schnell verkaufen werden.
Designer und AP krönen die Zusammenarbeit mit einem Unikat, das im Rahmen eines Launch-Events in Tokio am 24. August dem guten Zweck versteigert wird. Es handelt sich um einen Royal Oak Automatik Chronograph mit einem 41-mm-Bicolor-Gehäuse und Armband aus 18 Karat Gelbgold mit Edelstahl. Das Zifferblatt dieser außergewöhnlichen Kreation ist aus Gold mit schwarzer PVD-Beschichtung und einer vertikalen Satinierung. Der Erlös geht zugunsten der Bildung benachteiligter Kinder, die von der NGOs Kids in Motion und Right to Play gefördert wird.
Preis & Verfügbarkeit
Die Royal Oak Automatik 37 mm (15550BA.OO.1356BA.02) aus 18 Karat Gelbgold kostet 72.000 Euro. Der Royal Oak Chronograph 41 mm (26240BA.OO.1320SA.01) aus 18 Karat Gelbgold kostet 88.500 Euro. Beide Royal Oak Offshore Chronographen aus Weißgold (26238BC.OO.2000BC.01) und aus Gelbgold (26238BA.OO.2000BA.01) kosten je 109.100 Euro. Von der Royal Oak x 1017 ALYX 9SM werden jeweils rund 200 Stück erhältlich sein und von der Royal Oak Offshore x 1017 ALYX 9SM jeweils rund 75 Stück. Sie sind ausschließlich in Audemars Piguet Boutiquen erhältlich.
