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Alle zwei Wochen versorgen wir Sie mit spannenden Neuigkeiten aus der Welt der mechanischen Uhren und den besten Geschichten aus unserem Magazin.
Eine mechanische Uhr wird gerne mit einem Automobil verglichen. Allerdings wird sie viel stärker als jedes Auto beansprucht. Kein Auto, nicht einmal ein Rennwagenmotor, ist so dauerhaft konstant in Bewegung wie ein mechanisches Uhrwerk. Bei mechanischen Uhrwerken kommt es mit der Zeit zum Verschleiß durch Schmutz, Abrieb und fehlende Schmierstoffe, aber auch Trageverhalten und Umwelteinflüsse setzen Uhren zu. Wie schnell dieser normale Alterungsprozess abläuft, hängt schlicht davon ab, wie häufig man die Uhr trägt, da sie dabei Wettereinflüssen wie Sonnenstrahlen, Temperaturschwankungen und mechanischen Belastungen durch die Armbewegung ausgesetzt ist.
Im dritten Geschoss des Gebäudes in der renommierten Münchner Brienner Straße nahe dem Odeonsplatz arbeiten insgesamt 38 Mitarbeiter im Patek Philippe Kundenservice, darunter 19 Uhrmacher und weitere spezialisierte Handwerker.
Das 310 Quadratmeter große Atelier arbeitet unter Reinraumbedingungen mit computergesteuerten Filteranlagen und einem ständigen Luftaustausch. Die Temperatur wird konstant auf 23 Grad Celsius gehalten, bei einer Luftfeuchtigkeit von 45%. Alle Mitarbeiter tragen Überschuhe und angemessene Schutzkleidung. Der Eintritt ins Atelier erfolgt nur über eine Schleuse mit Unterdruck. In der Werkstatt herrscht leichter Überdruck. So bleiben unerwünschte Partikel wie Staub und Fussel draußen. Für Profis: Die Werkstatt ist nach der ISO-Norm 8 für staubfreies Arbeiten angelegt.
Das Atelier nimmt pro Jahr über 2200 Serviceleistungen an Uhren vor, davon rund die Hälfte aus anderen europäischen Ländern. Darunter befinden sich auch Uhren aus der Kollektion der Grandes Complications wie Minutenrepetitionen und Tourbillons sowie Restaurationen von vor 1972 gefertigten Vintage-Uhren. Diese leitet man direkt in die Manufaktur nach Genf weiter.
Im Gegensatz zu den meisten Service-Aufträgen, finden Restaurierungen von Vintage-Uhren in Genf statt. Dort ist das oberste Ziel bei jeder Restaurierung, den Originalzustand des Zeitmessers in technischer und ästhetischer Hinsicht zu bewahren. Wegen der Komplexität, der Seltenheit des Objektes und der geforderten Fertigkeiten der Uhrmacherkunst kann ein Restaurierungsprozess bis zu zwei Jahren dauern. Minutenrepetitionen, Tourbillons und andere seltene Grandes-Complications-Uhren werden in derselben Abteilung gewartet, in der sie gefertigt wurden.
Fast jede Patek Phillippe kann in München repariert werden. Lediglich Uhren aus der Zeit vor 1972 und sehr seltene Exemplare wie Tourbillons oder Minutenrepetitionen werden direkt zu den Ateliers nach Genf geschickt. Auch sehr aufwendige galvanische Prozesse werden nicht in München durchgeführt. Übrigens: Uhrwerk und Gehäuse gehen getrennt in Revision. Uhrwerke werden in der Uhrenwerkstatt und Gehäuse in der Gehäusetechnik gereinigt. Am Ende steht eine sehr strenge Qualitätskontrolle an.
Die aktuellen Modelle von Patek Philippe werden mit einer Garantie von fünf Jahren ausgeliefert, danach wird ein erster Service empfohlen. Um im Vergleich mit dem Automobil zu bleiben: Beim Service einer mechanischen Uhr wird nicht einfach nur ein Ölwechsel durchgeführt. Uhrenservice bedeutet bei Patek Philippe: Die Uhr wird bis ins kleinste Einzelteil zerlegt, alle Teile werden überprüft, gereinigt und im Schadensfall ersetzt. Danach baut ein Meisteruhrmacher die Uhr wieder zusammen. Ein Uhrenservice umfasst daher immer die ganze Uhr und nicht wie beim Automobil nur wenige Teile.
Die komplette Wartung einer Patek Philippe Uhr kann 6 bis 10 Wochen dauern. Die Zeitspanne ist abhängig vom Modell, der Komplexität des Uhrwerks und der Anzahl der zur Durchführung erforderlichen Spezialisten.
Die Preise variieren je nach Referenz. Patek Philippe hat dabei das gesamte Prozedere des Kostenvoranschlags zum Vorteil des Kunden vereinfacht: Der Kunde bringt seine Uhr zu einem Konzessionär von Patek Philippe. Nach der Identifikation des Modells erstellt der Konzessionär noch vor Ort einen Kostenvoranschlag für die Reparatur.
Diese Vorgehensweise nennt Patek Philippe „Immediate Estimate“. Mithilfe des Immediate Estimate wird dem Kunden bereits bei der Abgabe seiner Uhr der Umfang und die Kosten für den Service mitgeteilt. Der Kunde kann die anstehenden Arbeiten und den Kostenvoranschlag direkt vor Ort bestätigen. Stimmt der Kunde dem Kostenvoranschlag zu, sendet der Konzessionär die Uhr zum Service-Center nach München. Sie findet sofort Aufnahme in den ‘Flow’ des Reparaturvorgangs.
Die zu reparierenden Uhren werden von den Konzessionären an das Patek Philippe Service-Center in München weitergeleitet, denn Konzessionäre dürfen in Deutschland nur kleinere Arbeiten durchführen wie Batteriewechsel bei den Quarzuhren, Bandanpassungen oder einen Wasserdichtigkeitstest. Bei Nicht-Konzessionären ist das nicht der Fall. Ein Beispiel: So bekommt nur ein autorisiertes Service-Center von Patek Philippe einen speziellen Winkelheber, der für den Kronenaufzug und damit das Einstellen der Zeit zuständig ist. Ein Nicht-Konzessionär baut ihn sich vielleicht selbst. Die Uhrmacher von Patek Philippe haben schon abenteuerliches erlebt. Pro Jahr erhält das Patek Philippe Service-Center in München mehrere Uhren, die in einem äußerst schlecht gewarteten Zustand sind.
Wenn man den Intervall-Service nicht einhält, ist das von außen oft nicht sofort sichtbar. Denn auch mechanische Uhren haben gewisse Reserven. So kann eine Uhr eine Zeit lang ohne die erforderlichen Schmierstoffe weiterlaufen, aber dann müssen bei einer Wartung später umso mehr Teile ersetzt werden – ähnlich wie bei einem Motorschaden beim Auto.
Auch kapitale Schäden hat die Patek Philippe Werkstatt in München schon erlebt. Wenn Uhren viele Jahre lang nicht gewartet werden, kann es am Ende viel teurer werden, als seine Uhr rechtzeitig zum Konzessionär zu bringen. Dabei können sich die Schäden summieren, je nachdem über wie viele Zusatzfunktionen oder Komplikationen eine mechanische Armbanduhr verfügt.
Am Beispiel der Referenz 5811/1G-001
Wenn die Uhr zur Wartung oder Reparatur bei Patek Philippe eintrifft, dauert die Bearbeitung zirka sechs bis zehn Wochen, je nach Modell, Alter und Komplikationen. Als Erstes wird die Uhr registriert und die Wartungsgeschichte anhand des internationalen Kundenarchivs oder, falls erforderlich, eines historischen Archivs von Patek Philippe nachvollzogen.
Um den aktuellen Zustand der Uhr zu dokumentieren, wird sie fotografiert; anschließend kommt sie in die Werkstatt. Dort wird sie von einem Uhrmacher untersucht und der Umfang der Wartung oder Reparatur bestimmt. Der Uhrmacher prüft die Ganggenauigkeit der kompletten Uhr und nimmt anschließend das Uhrwerk aus dem Gehäuse. Danach kommt das Gehäuse zu den Spezialisten für Gehäuse und Armbänder. Sie begutachten den ästhetischen Zustand. Jeder Eigentümer entscheidet selbst, in welchen Zustand sein Gehäuse und das dazugehörige Armband bei einem Service gebracht werden sollen.
Diese sorgfältige Untersuchung aller Komponenten ist entscheidend für die ordnungsgemäße Durchführung der Wartung oder Reparatur. Besonders beanspruchte Teile, die stark im Verschleiß und Abnutzung unterliegen, werden im Zuge eines Service systematisch ausgetauscht. Anschließend werden alle Bestandteile des Uhrwerks gereinigt.
Nach Abschluss des Reinigungsvorgangs beginnt der Uhrmacher mit dem Zusammensetzen der Uhr. Bei einem einfachen mechanischen Uhrwerk benötigt er üblicherweise fünf bis acht Stunden. Mehrere 100 verschiedene Arbeitsschritte sind einzuhalten, um alle Bestandteile in einer genauen Abfolge wieder an ihren jeweiligen Platz zu setzen. Feinregulierungen zwischen den einzelnen Komponenten sorgen für eine ordnungsgemäße Funktion. Ein mechanisches Uhrwerk besitzt im Allgemeinen bis zu 150 Schmierstellen. Diese müssen bei der Remontage geölt werden. Nur so ist eine ordnungsgemäße Funktion und Beständigkeit gegen Abnutzung zu gewährleisten. Um das Öl in der richtigen Menge an der exakten Stelle aufzutragen, bedarf es besonderer Fingerfertigkeiten. Die falsche Menge Öl kann zu erhöhtem Verschleiß führen und einen Schaden im Uhrwerk verursachen.
Die Ganggenauigkeit des Uhrwerks wird in sechs verschiedenen Positionen geprüft. Sie entsprechen den gängigen Positionen einer Uhr und den strengen Kriterien des Patek Philippe Siegels. Zum Schluss setzt der Uhrmacher das Zifferblatt auf das Uhrwerk, prüft das Zusammenwirken der beweglichen Teile und den Abstand zwischen Zifferblatt und Zeigerwerk. Dann werden die Zeiger befestigt und der Uhrmacher prüft die Funktionsfähigkeit.
Das unverwechselbare Design der Nautilus von Gérald Genta prägen bis heute abwechselnd satinierte und polierte Finissierungen an Lünette, Gehäuse und Armband. Für jede Uhr sind dazu 55 von Hand ausgeführte Finissierungsschritte erforderlich. Vor dem Polieren wird das Gehäuse zerlegt und gewaschen. Während des gesamten Polierprozesses wird das Gehäuse drei bis viermal gewaschen – je nach Goldschmiede-, Polier- und Rhodinierarbeiten. Der Waschzyklus ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Poliervorgangs. Er reinigt die Teile und entfernt alle Rückstände.
Die Politur des Gehäuses und des Metallbandes erfolgt nur auf ausdrücklichen Wunsch des Eigentümers. Denn Spuren sowie auch Kratzer gehören oft zum Charakter einer Uhr und besitzen für den Träger emotionalen Wert. Beim traditionellen Polieren kommen mit Schleifpaste beschichtete Schleifscheiben zum Einsatz. Je nach gewünschtem Effekt besteht die Scheibe aus Gewebe, Filz, natürlichem oder synthetischem Haar. Die Form der Scheibe ist an die jeweiligen Arbeiten angepasst, die vorzunehmen sind.
Das Polieren ist Handarbeit und erfordert je nach Material mehr oder weniger Druck. Gerade bei der Nautilus ist der Politurvorgang extrem zeitaufwendig. Jahrelange Erfahrung ist für das Beherrschen der Poliertechnik nötig. Beim Satinieren werden Schleifscheiben verwendet. Sie sind mit sehr fein gekörntem Sandpapier bedeckt. Dieses Verfahren kommt vor allem beim Aufarbeiten von Gehäuseböden zum Einsatz.
Nach dem Polieren wird das Glas je nach Modell in das Gehäuse eingeklebt. Anschließend kommt es in eine Polymerisationskammer, um den Klebstoff zu verfestigen. Nach dem sorgfältigen Entfernen von überschüssigem Klebstoff kommt das Gehäuse zum Aushärten erneut in die Polymerisationskammer.
Neue Dichtungen werden eingesetzt. Der Gehäuseboden und die Krone werden wieder montiert. Wasserdichte Uhren werden auf ihre Wasserdichtheit geprüft. Zum Abschluss wird eine optische Kontrolle vorgenommen, bevor das Gehäuse wieder an den Uhrmacher zurückgeht.
Die Endmontage erfolgt in einer sauberen, staubfreien Umgebung. Vor dem Einbau des Uhrwerks wird das Innere der Gehäuseoberfläche gereinigt. Der Uhrmacher setzt die Krone wieder ein und bringt sie in die richtige Position. Eine kleine Menge Silikon verbessert die Funktionsweise der Krone.
Letzte Partikelreste werden vom Gehäuse entfernt, das nun teilweise geschlossen wird. Die Uhr wird leicht erwärmt, um Feuchtigkeit zu entfernen, die sich eventuell angesammelt hat. Danach wird der Gehäuseboden endgültig geschlossen. Nach einer weiteren Prüfung der Ganggenauigkeit wird die Uhr zur letzten Station der Qualitätskontrolle gebracht.
Die Qualitätskontrolle testet und bestätigt die zuvor von jedem Spezialisten vorgenommenen Arbeiten an der Nautilus Ref. 5811/1G-001. Der abschließende Kontrollvorgang dauert bis zu 14 Arbeitstage. Geprüft werden alle Funktionen: Aufzug der Automatik, Gangreserve, Ganggenauigkeit, Wasserdichtigkeit und Ästhetik. Der Automatik-Geschwindigkeitstest überprüft die Aufzugsleistung eines automatischen Uhrwerks innerhalb einer vorgegebenen Zeitspanne.
Die Kriterien des Patek-Philippe-Siegels gelten auch im Service. Mit dem erfolgreichen Abschluss dieser nach dem Patek-Philippe-Siegel strengsten Prüfungen der Schweizer Uhrenindustrie wird die Uhr einer letzten ästhetischen Begutachtung unterzogen. Die Funktionen werden ein letztes Mal geprüft und die Uhrzeit eingestellt. Nach dem Montieren des Armbands wird die Uhr in eine Vakuumverpackung eingeschweißt und ist bereit für die Rücksendung.
„Wir sind überzeugt, dass in unserer familiengeführten Manufaktur das für die Wartung, Reparatur und Restaurierung unserer Uhren erforderliche Know-How ebenso wichtig ist wie die Kompetenz, die wir bei der Fertigung neuer Uhren brauchen. Aus diesem Grund legen wir großen Wert darauf, dass diese Arbeiten ausschließlich von Uhrmachern ausgeführt werden, die von Patek Philippe geschult und zertifiziert wurden.“